Lebensräume schaffen

Hier ist Platz für Artenvielfalt

In naturnahen und strukturreichen Gärten lassen sich zahlreiche Tierarten beobachten. So finden hier verschiedene Vögel, Säugetiere, Reptilien und Amphibien sowie zahlreiche Insekten- und Spinnenarten Nahrung, Unterschlupf- und Nistmöglichkeiten. Um im eigenen Garten geeignete Strukturen anbieten zu können, muss nicht gleich ein vollständiger Gartenumbau erfolgen. Auch kleinere Maßnahmen wie ein Totholzhaufen, eine Trockensteinmauer oder eine Wilde Ecke stellen wichtige Lebensräume dar, die zu mehr Artenvielfalt in direkter Nachbarschaft beitragen.

Stein auf Stein

Mit Trockensteinmauern lassen sich Gärten wunderbar gestalten, zum Beispiel als Kräuterspirale, Beetabgrenzung oder Hangsicherung. Zudem bieten die Hohlräume zwischen den Steinen einen wichtigen Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Leider sind Trockensteinmauern innerhalb der letzten Jahrzehnte immer seltener in unseren Gärten geworden. Betonwände, Zäune und verfugte Mauern nehmen ihre Plätze ein, Strukturen die kaum Lebensraum bieten.Eine Trockensteinmauer besteht im besten Fall aus regionalen Natursteinen, die ganz ohne Mörtel mit leichter Neigung zum Hang aufeinander gelegt werden. Je nach Höhe und Funktion ist hierzu ein 30-40 cm dickes Fundament aus Schotter notwendig. Bei uns im Kreis Siegen-Wittgenstein bietet sich zum Bau einer Trockensteinmauer die Grauwacke an, ein Sandstein der gröbere Platten mit mehr oder weniger glatter Oberfläche bildet.

An warmen, sonnigen Standorten können sich die Steine über den Tag gut aufwärmen, wodurch sich besonders wärmeliebende Arten wie Zauneidechse und Mauerpfeffer dort ansiedeln. Auch Spinnen, Laufkäfer, so manche Wildbienenart, Kröten und Molche finden hier Nahrung und Unterschlupf. An schattigen und feuchten Standorten bieten Trockensteinmauern optimale Bedingungen besonders für Moose und Farne.

Fehlt der Platz für eine Steinmauer, ist ein Steinhaufen eine gute Alternative. Hierfür können sowohl große Lesesteine als auch kleine Steine verwendet werden. Locker aufeinander gestapelt bieten sie zahlreiche Hohlräume für Kleintiere, Spinnen und Insekten.

Totholzhaufen

Holz- und Reisighaufen werden von vielen Tieren als Unterschlupf- und Nistmöglichkeit genutzt. Rotkehlchen und Zaunkönig bauen ihre Nester ins dichte Gestrüpp, Igel, Spitzmaus und Mauswiesel finden hier ein geeignetes Tagesversteck, genau wie Erdkröte und Ringelnatter. Zahlreiche Insekten, wie Käfer, Schlupfwespen, Ameisen und Ohrwürmer nutzen das Holz als Nahrung, Baumaterial, Überwinterungsquartier oder zum Anlegen ihrer Nistgänge.

Auch eine kleine Gruppe an Wildbienen nagt ihre Nistgänge in morsches Totholz, darunter die Blaue Holzbiene, welche gut an ihrem hummelgroßen fast schwarzen Körper und den blauschimmernden Flügeln zu erkennen ist.

Also einfach mal in einer Ecke, ob sonnig oder schattig, Äste, alte Wurzeln, Baumstämme, Laub, alte unbehandelte Zaunpfähle und Bretter zu einem Haufen stapeln und sich selbst überlassen. Schon bald werden sich hier die ersten Bewohner einfinden.

Benjeshecke

Eine schöne Alternative zum einfachen Holz- und Reisighaufen ist die Benjeshecke. Hierbei werden Baum- und Heckenschnitt zwischen Holzpfählen aufgeschichtet. So kann jährlich anfallendes Schnittgut sinnvoll entsorgt werden, wobei eine natürliche Gartengrenze, ein Sichtschutz sowie wertvoller Lebensraum entstehen. Je breiter die Hecke angelegt wird desto größer ist der ökologische Wert, die Länge kann nach Platz und Belieben gestaltet werden.

Die Benjeshecke kann durch das Anpflanzen heimischer Gehölze, wie Hasel, Kornelkirsche oder Weißdorn ergänzt werden. Auch Himbeere oder Brombeere eignen sich als Ergänzung. Es sollte jedoch bei allen Pflanzenarten darauf geachtet werden, dass Arten mit geringer Ausbildung von Ausläufern verwendet werden, ansonsten wird eine kontrollierte Ausbreitung schwierig.

Hecke

Hecken aus heimischen Gehölzen bieten insbesondere für Vögel, wie Zaunkönig, Amsel, Heckenbraunelle und Rotkehlchen geeignete Nist- und Versteckmöglichkeiten. Zudem stellen die Blüten und Früchte der Gehölze eine wichtige Nahrungsgrundlage für Vögel, aber auch zahlreiche Insekten und Kleinsäuger dar, wohingegen nicht heimische Arten oftmals wertlos für unsere Tierwelt sind. Freistehende Hecken werden aus unterschiedlichen Baum- und Straucharten gepflanzt, welche mit den Jahren zu einer dichten Struktur zusammenwachsen. Ein Pflegeschnitt kann Abschnittsweise erfolgen, ist aber nicht jährlich erforderlich. Geeignete Arten sind u. a. Kornelkirsche, Hasel, Holunder, Eberesche, Weißdorn und Wildrosen.

Soll es doch etwas weniger „wild“ sein, ist eine Schnitthecke aus beispielsweise Hainbuche eine gute Alternative. Schnitthecken müssen je nach Wachstumsgeschwindigkeit 1-2 mal im Jahr zurecht geschnitten werden, dies sollte nicht zur Brutzeit zwischen dem 01. März bis 30. September erfolgen. Der Vorteil von heimischen Gehölzen ist, dass sie besser an die Gegebenheiten vor Ort angepasst und resistenter gegenüber Krankheiten und Schädlingsbefall sind. Zudem sind sie in der Anschaffung günstiger als exotische Arten.

Kleine "Sandwüste"

Rund 75 % unserer heimischen Wildbienen bauen ihre Nistgänge in den Erdboden, ein Insektenhotel ist für bodennistende Arten, wie beispielsweise die Sandbienen völlig uninteressant. In der Natur werden insbesondere karge Bodenstellen besiedelt, wie sie häufig an Böschungen, Steilhängen und auf sehr nährstoffarmen Standorten zu finden sind. Im Siedlungsbereich werden Sandfugen als alternative Nistmöglichkeit angenommen, leicht zu erkennen an kleinen Sandhäufchen. Zur Unterstützung dieser Arten kann ein Sandbeet angelegt werden.

Dazu hebt man an einem vollsonnigen und geschützten Ort eine etwa 30-40 cm tiefe Grube aus und umrandet diese beispielsweise mit Steinen oder Holz. Anschließend wird die Grube mit ungewaschenem Sand gefüllt. Hierbei ist es wichtig, dass kein feiner Spielsand verwendet wird, da die Nistgänge darin in sich zusammen fallen würden. Um das Sandbeet herum können noch heimische Stauden gepflanzt werden, die an nährstoffarme Standorte angepasst sind. Das Sandbeet selbst sollte wenn, dann nur sehr spärlich bepflanzt werden.

Wilde Ecke

Bietet der Garten nicht viele Möglichkeiten um neue Strukturen anzulegen stellt schon eine kleine „Wilde Ecke“ einen wichtigen Rückzugsraum für insbesondere Insekten dar. Hierzu kann einfach ein kleiner Bereich der Wiese das ganz Jahr über bis zum Herbst stehen gelassen werden. Mit dem letzten Schnitt vor dem Winter, wird der Bereich dann mit dem Rest der Fläche mitgemäht. So stehen den Insekten das ganze Jahr über Blütenpflanzen und ein geschützter Rückzugsraum zur Verfügung.

Gewässer

Ein Teich bereichert jeden Garten. Er bietet Lebensraum für viele ans Wasser angepasste Tier- und Pflanzenarten und ist eine wichtige Kinderstube für zahlreiche Insekten und Amphibien. So laichen hier Frösche, Kröten und Molche, aber auch die Larven vieler Libellenarten wie der Plattbauch Libelle oder Blaugrünen Mosaikjungfer, verbringen ihre Zeit bis zur vollständigen Umwandlung unter Wasser. Besonders vielfältig wird ein Gewässer mit unterschiedlich tiefen Wasserzonen (Sumpfzone, Flachwasserzone und Tiefwasserzone) und den jeweils daran angepassten heimischen Wasserpflanzen. Mit Steinen lässt sich das Gewässer zusätzlich strukturieren, wodurch wichtige Versteckmöglichkeiten für die Teichbewohner geschaffen werden. Auf den Besatz mit Fischen sollte bestenfalls verzichtet werden, da die Eier und Larven von Amphibien und Insekten ganz weit oben auf deren Speiseplan stehen. Für Vögel ist die Flachwasserzone von Gartenteichen zudem eine wichtige und beliebte Trink- und Badestelle.