Licht aus, Nacht an

Natürliche Dunkelheit bewahren

Ein Leben ohne künstliche Beleuchtung ist heute kaum mehr vorstellbar. Nach Einbruch der Dunkelheit können wir durch das Licht die Nacht wieder zum Tag machen und unserem Alltag ungehindert nachgehen. Draußen dient die künstliche Beleuchtung der öffentlichen Sicherheit und hilft sich zurecht zu finden. Das Anstrahlen öffentlicher Gebäude, wie Kirchen und besonderen Bauwerken steigert die Attraktivität der Orte. Große Werbebildschirme,

beleuchtete Schaufenster und Firmenlogos machen auf sich aufmerksam. Nächtliche künstliche Beleuchtung ist vielerorts wichtig. In den letzten Jahrzehnten ist jedoch eine drastische Zunahme der nächtlichen Beleuchtung zu beobachten, wodurch die globale Helligkeit in der Nacht jährlich um 2-3 % zunimmt. In Europa sind es bereits 5-6 %. Diese Entwicklung hat gravierende Auswirkungen auf Menschen, Tiere und Pflanzen.

Lichtverschmutzung

Was bedeutet das?

 

Unter "Lichtverschmutzung" versteht man die Aufhellung des natürlichen Nachthimmels durch künstliches Licht. Über vielen Städten entsteht dadurch eine Lichtglocke, die es kaum mehr möglich macht den Sternenhimmel, mit Milchstraße und Großen Wagen, zu sehen.

Manchmal ist weniger auch mehr

Mehr Erholung. Mehr Artenvielfalt. Mehr Sterne.

Für uns Menschen

Für uns Menschen dient die Nacht in Verbindung mit Schlaf zur Erholung und Regeneration, was direkten Einfluss auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit hat. Künstliches Licht, beispielsweise von Zimmerlampen, TV, Straßenlaternen oder Werbebildschirmen, stört den erholsamen Schlaf. Die Ausschüttung des Nachthormons Melatonin wird durch Helligkeit unterbunden. Melatonin ist jedoch dafür zuständig, dass wir abends müde werden und erholsam schlafen können. Zudem hat es viele weitere Funktionen, die unseren Körper gesund und fit halten.

Insekten

Für die nachtaktive Insektenwelt ist die zunehmende Beleuchtung ein vielseitiges Problem. So orientieren sich viele Insekten bei Nacht nach dem Mond. Wird dieser durch helleres Licht überschattet, wird diese Lichtquelle angesteuert und umflogen. Hierdurch werden die Insekten ihrem natürlichen Lebensraum entzogen und fehlen dort als wichtige Nahrung für andere Tiere, aber ganz besonders auch als Bestäuber der Blütenpflanzen. Zudem hemmt das Licht beispielswiese bei Nachtfaltern die Produktion von Anlockstoffen währen der Paarungszeit, wodurch die Fortpflanzung eingeschränkt wird. Umherschwirrend am künstlichen Licht sterben viele Insekten am Ende aus Erschöpfung oder verbrennen an heißen Leuchtmitteln.

Pflanzen

Nicht nur wir Menschen und die Tierwelt tragen die Folgen der zunehmenden Lichtverschmutzung. Auch bei Pflanzen lassen sich negative Veränderungen beobachten. So wird der Blattabwurf der Bäume unter anderem durch die Länge der Tage gesteuert. Umso kürzer die Tage werden, desto näher kommt der Herbst und Winter. Werden Pflanzen jedoch dauerhaft einer künstlichen Beleuchtung ausgesetzt, wird die Tageslänge künstlich verlängert. Dies führt zu einem verspäteten Blattabwurf, was wiederum negative Folgen für die Gesundheit des Baumes hat.

Die Rotation der Erde und das Sonnenlicht geben uns den natürlichen Tag- und Nachtrhythmus vor. An diesen Wechsel von Hell und Dunkel sind die meisten Organismen, auch wir Menschen, angepasst. Ändert sich dieses System durch Auswirkungen von außen, hat es Folgen für uns und unsere Umwelt.

Fledermäuse

Sobald die Dämmerung einbricht, können schon die ersten Fledermäuse auf der Jagd nach Insekten beobachtet werden. Durch die Lichtverschmutzung wird die Anzahl an Insekten jedoch reduziert, was die Nahrungssuche der nächtlichen Jäger erschwert. Jedoch gibt es auch unter den Fledermausarten Unterschiede hinsichtlich der Lichtempfindlichkeit. So nutzen manche Arten, wie die Zwergfledermaus, die umherschwirrenden Insekten an leuchtenden Straßenlaternen als willkommenes Buffet. Für andere wirkt künstliches Licht wie eine Barriere, wodurch sie von den Lebensräumen und wichtigen Nahrungshabitaten dahinter abgeschnitten werden.

Vögel

Zu viel Helligkeit in der Nacht bringt den Tag-/Nachtrhythmus vieler Vögel durcheinander. So kann es passieren, dass der Tag für die Tiere deutlich früher beginnt als es natürlicherweise der Fall wäre. Dies führt zu einem erhöhten Energiebedarf, den die Tiere über zusätzliche Nahrung decken müssen. Auch der Zeitpunkt zum Brüten kann durch zunehmendes nächtliches Licht beeinflusst werden, wodurch zu früh im Jahr gebrütet wird.
Besonders Zugvögel sind von beleuchteten Gebäuden betroffen. Denn ein Großteil der Tiere zieht nachts, um besser vor Beutegreifern geschützt zu sein. Hierbei orientieren sie sich an den Sternen sowie dem Erdmagnetfeld. Zusätzliche Beleuchtung führt zu völliger Orientierungslosigkeit sowie Kollisionen.

Licht ist nicht gleich Licht

Auf die Farbe kommt es an

 

Die Lichtfarbe macht den Unterschied. Besonders kaltweißes, ultraviolettes und blaues Licht wirkt sich negativ auf viele Organismen aus. So sollten besser warme Farben, wie warmweiß, gelb oder orange für die Außenbeleuchtung gewählt werden. Dabei ist eine Farbtemperatur von 1800 bis max. 3000 Kelvin optimal. Je größer die Farbtemperatur wird, desto weißer wird das Licht.

Worauf können wir achten

Zweck

Zunächst sollte der Zweck der Beleuchtung hinterfragt werden. Ist die Beleuchtung erforderlich (z. B. zur Sicherheit oder Orientierung) oder kann ggfs. auch darauf verzichtet werden. Insbesondere Licht zur reinen Dekoration sollte vermieden oder zumindest deutlich reduziert werden.

  • Kugellampen
  • Bodenstrahler
  • Solarleuchten im Garten
  • Beleuchtung von Gebäuden, Bäumen und Werbetafeln

Leuchtdauer

Licht sollte nur angeschaltet werden, wenn es tatsächlich gebraucht wird. Damit werden auch Kosten und Ressourcen gespart. Die Leuchtdauer lässt sich leicht über Zeitschaltuhren oder Bewegungsmelder steuern.

  • Ab 22 Uhr sollte betsenfalls unnötiges Licht abgeschaltet werden
  • Dort wo Licht während der Nacht benötigt wird, kann ggfs. die Lichtstärke nach Bedarf reduziert werden

Lichtlenkung

Das eingesetzte Licht sollte nur auf die zu beleuchtende Fläche gerichtet sein, so wird unnötiges Streulicht vermieden.

  • Leuchten sollten immer nach oben abgeschirmt und nach unten ausrichtet sein (bei Kugellampen ist dies beispielsweise nicht der Fall)
  • Leuchten waagerecht nach unten ausrichten
  • Die Höhe der Beleuchtungsanlage so gering wie möglich halten
  • Das Leuchtmittel sollte in der Lampe eingelassen sein, so dass kein Licht zur Seite abstrahlen kann

Lichtfarbe

Kurzwelliges Licht (kalt weißes Licht) sollte im Außenbereich vermieden werden.

  • Eine Farbtemperatur von 1800-3000 Kelvin ist optimal (warmweiße Lichtfarben)
  • Bei Wärmeentwicklung sollten nur voll abgeschlossene Lampengehäuse verwendet werden, da sonst Insekten hinein aber nicht mehr hinausfinden und dort verbrennen

Schätzungsweise verenden jährlich 100 Milliarden Insekten an Straßenlaternen durch Erschöpfung oder Verbrennen.

Lichtintensität

Die Lichtintensität sollte auf den Zweck und die Situation angemessen angepasst sein.

  • Nur so viel Licht einsetzen, wie auf der Fläche zum jeweiligen Zeitpunkt tatsächlich benötigt wird, um den Zweck zu erfüllen
  • Falls Licht notwendig ist, kann die Lichtstärke je nach Bedarf ab einer gewissen Uhrzeit um 50-70 % reduziert werden

Spannende Projekte

Noch mehr Informationen und Aktionen

Die Organisation "Paten der Nacht" informiert ausführlich rund um das Thema Lichtverschmutzung und wurde hierfür schon mehrfachst ausgezeichnet.
Speziell für Unternehmen startete die Organisation im Mai 2022 ein Projekt,

 

dass Unternehmen dazu einlädt ab spätestens 22 Uhr die im freien sichtbare Werbebeleuchtung auszuschalten.
Mehr Informationen finden Sie bei 22 Uhr - Licht aus